Quinoa und Amaranth zur psychischen Gesundheit

Getreideanbau prägte die Geschichte der Menschheit, lange vor unserer Zeitrechnung. Der Artikel erforscht seine faszinierende Entwicklung, die in verschiedenen Regionen der Welt eine zentrale Rolle spielte, und wie Quinoa und Amaranth die psychische Gesundheit beeinflussen können.


Anfänge des Getreideanbaus

Schon in den frühesten Gesellschaften erkannten die Menschen den Wert von Getreide als Nahrungsquelle. In den fruchtbaren Flusstälern von Mesopotamien, dem sogenannten „Wiege der Zivilisation“, begannen die Menschen vor Tausenden von Jahren, Weizen und Gerste anzubauen (1). Dies legte den Grundstein für die landwirtschaftliche Revolution und den Übergang von Nomaden zu sesshaften Gesellschaften. Der Anbau von Getreide in Mesopotamien war nicht nur ein wichtiger Schritt in der menschlichen Ernährung, sondern auch ein Schlüssel zur Entwicklung von komplexen Gesellschaften.

Einfluss der Getreideüberschüsse auf die Zivilisation

Der Überschuss an Getreide revolutionierte die Menschheitsgeschichte. Er ebnete den Weg für die Gründung von Städten, die Entstehung von Handwerksberufen und die Entwicklung sozialer Hierarchien. Durch die Möglichkeit, Nahrungsmittel in großem Maßstab anzubauen und zu lagern, wurden nomadische Lebensweisen überflüssig. Dies führte zur Bildung städtischer Gemeinschaften und schließlich zur Entstehung verschiedener Berufe und sozialer Strukturen. Der Getreideanbau war ein entscheidender Faktor in der Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

Anden: Eine Hochburg des Getreideanbaus

Besonders beeindruckend ist die Entwicklung des Getreideanbaus in den Anden Südamerikas. In dieser anspruchsvollen, bergigen Umgebung haben die Menschen erstaunliche Techniken entwickelt, um Pflanzen auf Terrassen in verschiedenen Höhenlagen anzubauen. Canihua, das frostbeständige Getreide, und Bitterkartoffeln wurden auf den höchsten Terrassen angebaut, während Gerste, Mais, Bohnen und andere Getreidesorten in niedrigeren Lagen gediehen. Diese Vielfalt an Getreidesorten sicherte die Ernährungssicherheit der indigenen Völker und half, ihre Kulturen zu prägen. Canihua, auch als „Baby Quinoa“ bekannt, ist besonders bemerkenswert aufgrund seiner hohen Nährstoffdichte und seiner Fähigkeit, unter extremen klimatischen Bedingungen zu gedeihen.


Milpa-Mischkultur: Eine nachhaltige Landwirtschaftsweise

In den Regionen Mittel- und Südamerikas, einschließlich der Anden, wurde eine nachhaltige Landwirtschaftspraxis namens Milpa-Mischkultur (2) entwickelt. Die „Milpa“ oder die „drei Schwestern“ ist ein seit Jahrhunderten bestehendes und aus Amerika stammendes Landwirtschaftssystem der Maya, Azteken und Indianer Nordamerikas. Diese traditionelle Anbaumethode beinhaltet den Anbau von Mais, Bohnen und Kürbissen auf denselben Feldern. Dieses „Mischen“ hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch ernährungsphysiologische. Die Kombination von Mais, Bohnen und Kürbissen bietet eine ausgewogene Ernährung, da sie zusammen alle notwendigen Nährstoffe liefern. Diese Praxis war integraler Bestandteil der Ernährung der indigenen Völker und trug zur langfristigen Nachhaltigkeit der Landwirtschaft in der Region bei.

Protein-Power von Quinoa und Amaranth

Quinoa und Amaranth, zwei Getreidesorten, die in den Anden beheimatet sind, haben in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Diese Getreidesorten zeichnen sich durch ihren hohen Proteingehalt aus, wodurch sie zu wichtigen Nahrungsquellen werden. Die positive Auswirkung von Quinoa auf die psychische Gesundheit wurde in verschiedenen Studien dokumentiert. In einer umfassenden Übersichtsarbeit von Tang und Tsao aus dem Jahr 2017 (3) wird betont, dass Quinoa nicht nur eine ausgezeichnete Nährstoffquelle ist, sondern auch Phytochemikalien enthält, die antioxidative und entzündungshemmende Effekte aufweisen. Diese Eigenschaften könnten sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Gegen Unterernährung von Kindern in Entwicklungsländern

Amaranth, auch als „Aztekischer Weizen“ oder „Inkabrot“ bekannt, hat ebenfalls beeindruckende ernährungsphysiologische Merkmale. Studien haben gezeigt, dass Amaranth ein breites Spektrum an Nährstoffen bietet und einen hohen Gehalt an Protein aufweist (4). Es ist erwähnenswert, dass eine ausgewogene Ernährung, die reich an hochwertigem Protein ist, dazu beitragen kann, das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit zu fördern. Amaranth kann lt. der die Bonner Ernährungswissenschaftlerin Dr. Lioba Hofmann ein wertvolles Lebensmittel zur Bekämpfung der Unterernährung von Kindern in Entwicklungsländern sein (5). Da Amaranth sogar als hochwertige Astronautennahrung mit ins Weltall reist, sollten die Wirkungen weiterhin intensiv erforscht werden, fordern bisherige Studien (6).


Glutenfreiheit von Quinoa und Amaranth

Eine bedeutende Erkenntnis ist die Glutenfreiheit von Quinoa und Amaranth, die durch umfangreiche Studien bestätigt wurde (7). Diese Tatsache ist von großer Bedeutung für Menschen mit Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie, die ansonsten viele herkömmliche Getreidesorten meiden müssen. Die glutenfreie Eigenschaft von Quinoa und Amaranth erweitert ihre Anwendungsbereiche erheblich und ermöglicht es Menschen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen, vielseitige und nahrhafte Alternativen zu konventionellen Getreidesorten zu nutzen. Damit spielen Quinoa und Amaranth eine wichtige Rolle in einer gesunden, glutenfreien Ernährung.

Cholesterinsenkende Wirkung von Amaranth

Eine bemerkenswerte Eigenschaft von Amaranth ist seine potenzielle cholesterinsenkende Wirkung, die in Studien nachgewiesen wurde (8). Diese Forschungsergebnisse legen nahe, dass regelmäßiger Amaranth-Konsum das Lipidprofil im Blut positiv beeinflussen kann. Das bedeutet, dass Amaranth dazu beitragen kann, den Cholesterinspiegel zu regulieren und somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Diese natürliche Unterstützung für die Herzgesundheit macht Amaranth zu einer wertvollen Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung.

Amaranth-Öl und Hautgesundheit

Amaranth-Öl, das aus den Samen der Amaranth-Pflanze gewonnen wird, hat auch erstaunliche gesundheitliche Vorteile. Insbesondere wurde seine positive Wirkung auf Hautprobleme dokumentiert (9). Das Öl ist reich an Vitamin E, das als starkes Antioxidans bekannt ist und dazu beitragen kann, die Haut vor schädlichen freien Radikalen zu schützen. Darüber hinaus enthält es Linolsäure, die entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen kann und somit bei Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopischer Dermatitis helfen kann. Die Anwendung von Amaranth-Öl kann die Haut beruhigen und ihre Gesundheit fördern.


Mais: Gesundes Getreide mit vielfältigen Vorteilen

Mais, eines der weltweit bedeutendsten Getreide nach Weizen und Reis, bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Neben seiner Rolle als Vitamin-E-Quelle, die den Alterungsprozess verlangsamen und die Immunität stärken kann, enthält Mais Ballaststoffe, die die Verdauung fördern. Diese Ballaststoffe können Verstopfung lindern und die Darmgesundheit verbessern. Darüber hinaus ist Mais eine reiche Quelle für Vitamin A, insbesondere in Form von Beta-Carotin, was die Haut-, Schleimhaut- und Sehgesundheit unterstützt. Mais ist vielseitig in der Ernährung einsetzbar und trägt zu einer ausgewogenen Ernährung bei.

Innovationen im Getreideanbau

Der Getreideanbau hat nicht nur die Ernährung der Menschen beeinflusst, sondern auch verschiedene innovative Anwendungen hervorgebracht. Zum Beispiel kann Mais langfristig als Dämmmaterial im Bauwesen dienen. Die Kombination von Mais mit Sand in „earthbags“ hat das Potenzial, den steigenden Bedarf an Baustoffen zu decken und gleichzeitig ökologische Vorteile zu bieten. Darüber hinaus haben Ingenieure festgestellt, dass Mais in Verbindung mit Polymilchsäure (PLA) und Zellulose umweltfreundliche Bauschäume erzeugen kann (8).

Mais als Dämmstoff

Innovationen im Bereich der Baustoffe führen dazu, dass auch Pflanzen wie Mais eine Rolle spielen. Ein neuer Dämmstoff, der aus Mais und Hanf besteht, befindet sich derzeit in der Testphase (10). Dieser Dämmstoff bietet ökologische Vorteile und könnte dazu beitragen, die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern. Eine weitere Quelle berichtet über einen neuen Dämmstoff aus Hanf und Mais (11), der ebenfalls vielversprechend ist und das Potenzial hat, nachhaltiges Bauen zu fördern. Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie Pflanzen wie Mais nicht nur in der Ernährung, sondern auch in anderen Bereichen einen wichtigen Beitrag leisten können.

Spirituelle Dimension der Landwirtschaft

Neben den materiellen Vorteilen spielte die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle in den spirituellen Kulturen der Antike. Die Inka-Kultur beispielsweise ermöglichte es, nicht nur materiellen Wohlstand zu erlangen, sondern auch eine tiefgreifende spirituelle Entwicklung. Jeder Inka-Bürger hatte je nach Alter, Geschlecht und sozialer Stellung eine klare Rolle im Leben. Selbst Kinder übernahmen bedeutende Aufgaben, wie das Transportieren von Wasser zu den Getreideanbauflächen, um die Ernährungssicherheit und den spirituellen Bezug zur Natur sicherzustellen. Diese Symbiose von Landwirtschaft und Spiritualität prägte das Leben und die Kultur der antiken Andenvölker.


Quellen:

(1) Mohr-Lüllmann, Rita: Amaranth: Körner einer alten Kulturpflanze. Deutscher Landwirtschaftsverlag. 1995

(2) Milpa“ – die Mischkultur von Bohne, Mais und Kürbis

(3) Tang & Tsao: Phytochemicals in quinoa and amaranth grains and their antioxidant, anti-inflammatory and potential health beneficial effects: a review. 2017

(4) Rastogi, A. et al.: Amaranth: a new millennium crop of nutraceutical values. 2013

(5) Hofmann, Dr. Lioba: Quinoa und Amaranth. In: Ernährung im Fokus Heft 05-06/2015

(6) Caselato-Sousa & Amaya-Farfán: State of knowledge on amaranth grain: a comprehensive review. 2012

(7) Deutsche Apotheker Zeitung – Quinoa und Amaranth: Glutenfreie Wunderkörner

(8) Czerwinski, J. et al.: Oat (Avena sativa L.) and amaranth (Amaranthus hypochondriacus) meals positively affect plasma lipid profile in rats fed cholesterol-containing diets. 2004

(9) Maalesch, I.: Amaranth seed oil: Anti-inflammatory effects on psoriasis vulgaris and dermatitis atopica. 2005

(10) Ökologisch Bauen – Neuer Dämm- und Werkstoff: Mais in der Testphase

(11) Maiskomitee – Neuer Dämmstoff aus Hanf und Mais

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Meta-Beschreibung

Entdecken Sie die faszinierende Geschichte des Getreideanbaus von den Anden bis Mesopotamien und erfahren Sie, wie Quinoa, Amaranth und Mais unsere Ernährung und Gesundheit beeinflussen können.